Reise nach Schweden 2019
Tag 1 - 10.08.19
Die Fahrt ab Krefeld nach Duisburg verlief pünktlich und normal, der Umstieg in den IC nach Hamburg klappte auch gut. Der Ausstieg in Hamburg war wegen des großen Aufkommens etwas anstrengender. Aufzug rauf und beim nächsten Gleis wieder runter, Gedränge bis zum abwinken, ich hatte 35 Minuten für den Umstieg in den IC nach Aarhus. Ich kam aber gut am Gleis an und hatte noch ein paar Minuten. Der Andrang auf dem Bahnsteig war schon enorm, halb Dänemark war scheinbar in Hamburg, aber ich hatte ja reserviert. Dann kam der dänische Intercity, Augen auf und den richtigen Waggon suchen, ok da ist er. Gepäck ab und Fahrrad hochhieven. Dann passierte genau dass was niemand möchte; durch das Gedränge am Eingang und im Zug selber, kam ich, wie auch immer, zu Fall und fiel rücklings aus dem Eingangsbereich zurück auf den Bahnsteig. Das Fahrrad verhakte sich und blieb hängen. Ich knallte mit dem rechten Oberschenkel auf die Bahnsteigkante und lag nun da. Schnell halfen mir einige Leute beim aufstehen und trugen mir die Taschen ins Abteil. Danke nochmal.
Nun saß ich da, mächtige Schrammen und heftige Schmerzen. Dann gingen sofort die Fragen im Kopf hin und her; Radtour zu Ende?, Wieder nach Hause fahren? Was nun?
Ich fuhr jetzt erstmal im Zug nach Aarhus, dachte ich...
Kurz vor Flensburg dann die Durchsage: "Sehr geehrte Damen und Herren...", das übliche Gelabbere halt.
Der Zug hielt in Flensburg und kein Weiterkommen, es sollten Busse kommen die alle Fahrgäste nach Padberg bringen sollten. Na klar, Fahrgäste mit einem vollbepackten Fahrrad haben da wenig Chancen, kennt man ja.
Ich schwang mich trotz Schmerzen auf mein Rad und fuhr die paar Kilometer bis Padberg mit dem Rad. Dank Adrenalin im Blut ging es irgendwie. In Padberg angekommen, sah ich nur Menschen die vor dem Bahnhof standen, denen das gleiche Schicksal galt und nicht weiter kamen. Ein versprochener Zug in Padberg war nicht in Sicht, wäre ja auch zu schön gewesen.
Mich quälte eigentlich nur die Frage, wie geht es nun weiter, mit den Schmerzen, mit der lang ersehnten Reise und überhaupt.
Irgendwie klappte alles und ich kam mit über 4 Stunden Verspätung in Aarhus an. Die geplante Strecke für heute, bestimmt auch für die nächsten Tage, wird wohl anders aussehen. Immer noch die drängende Frage im Hirn; Aufgeben, Umplanen, oder was jetzt? Ich musste mir für heute noch einen Platz zum zelten suchen, Shelter oder Campingplatz. Ich suchte im Smartphone nach Antworten und fuhr dann erstmal zum nächstgelegenen Campingplatz in der Nähe von Fölle Strand (ganze 26 Kilometer). Ich zahlte knapp 35 Euro für den Platz incl. 2 Bier. Ich duschte und versorgte meine Wunde so gut es ging. Tabletten, die ich sonst immer dabei habe, hatte ich vergessen. Nach Dusche und Essen kochen, kamen Deutsche mit einem Wohnmobil, die direkt neben mir aufbauten. Ich erklärte mein Problem und fragte höfflich nach Ibuprofen oder ähnlichem, das einzige was die Leute noch hatten waren abgelaufene Parazetamoltabletten. Danke nochmal. Ich schluckte direkt ein paar von davon, versorgte meine Kratzer nochmal mit Bepanthen und versuchte zu schlafen.
Tagesetappe: 26 km
Tag 2 - 11.08.19
Laut meiner Fitbit Uhr habe ich 2:35 Std. richtig geschlafen, recht wenig, aber wegen der Schmerzen kein Wunder.
Ich machte mir gegen 6 Uhr morgens schon den ersten Kaffee und viele Gedanken. Was soll ich nun machen: zurück fahren, Nein! kommt nicht in Frage, Tour umplanen und weniger Tagesetappen war letztendlich die Alternative. Ich suchte im Smartphone nach einer Apotheke die auch noch sonntags geöffnet hat. Nur in Grenaa gab es eine, aber bis dorthin ist es eine Ecke zu fahren. Ob ich das Stück schaffe? Ich versuchte es einfach. Der Plan war nun folgender: erstmal bis Grenaa, dort Medizin kaufen, evtl. zum Arzt und dann mal weitersehen.
Gegen viertel vor 10 bin ich dann gestartet Richtung Grenaa. Nach nur 13 Kilometern entdeckte ich eine schöne Stelle. Einen ziemlich sauberen, neuen Shelter (hätte ich das gewusst, aber...).
Wer diese Möglichkeit des Übernachtens in Dänemark kennt, wird es unter Umständen schätzen. Wenn dann noch Dusche, Toilette oder wenigstens eine Wasseranschluss vorhanden ist, ist alles perfekt.
Leider hatte ich keine Gedanken an schöne Bilder z.B. Fotos, aber was nicht ist kann ja noch kommen.
Natürlich habe ich es nicht geschafft die Apotheke noch während der Öffnungszeiten zu erreichen. Einen Supermarkt mit einer kleinen Auswahl an Medikamenten habe ich aber gefunden, nur waren die Ibu's ausverkauft. Wie es der Zufall so wollte, traf ich vor dem Geschäft ein deutsches Ehepaar. Ich fragte einfach ob sie für mich Ibu's hätten, die Frau bemerkte meine Verletzung schon vorher und sprach mich darauf an. Ich erzählte meine Geschichte und konnte mir dann bei ihnen auf dem Campingplatz ein Blister Ibu 600 abholen. Ich bedanke mich hier einfach nochmal für die tolle Geste, leider durfte ich mich nicht erkenntlich zeigen, dem Ehemann war die Sache zu heikel, hatte wohl Angst, man hört ja so Sachen usw....
Ich verbrachte den Nachmittag auf dem Campingplatz, kochte mir Tee, plante meine weitere Tour und las viel. Abends dann noch was zu essen kochen und weiter planen. Ich fiel früh in den Schlaf, 3 Ibu's trugen dazu bei!
Tagesetappe: 52 km - Gesamt: 78 km
Tag 3 - 12.08.19
Ich hatte über 10 Stunden geschlafen, ziemlich unruhig aber lange genug um einigermaßen fit zu sein. Der Morgen verlief wie üblich, Toilettengang, Kaffee kochen und frühstücken. Was neu für mich war, morgens direkt einige Ibu's zu schlucken, was den ganzen Urlaub über anhalten sollte. Ich packte meine Siebensachen und fuhr in die Innenstadt von Grenaa. Die Apotheke fand ich schnell, eine freundliche, deutschsprechende Apothekerin verkaufte mir 200er Ibu's (höher dosierte sind nicht frei verkäuflich in Dänemark) und eine schmerzstillende Salbe auf Eukalyptusbasis (schön kühlend). Mit diesen Sachen im Gepäck und ein paar Sandwiches vom Supermarkt fuhr ich zum Hafen und kaufte mir ein Ticket nach Varberg/Schweden. Die Dame am Schalter riet mir zum Kauf des Tickets per Internet, da ihre Tickets teuerer sind. Danke für den Tipp!!!
Ich verbrachte die restliche Zeit bis zur Abfahrt mit warten und lesen.
Außer zwei andere Radreisende, fuhren fast nur Womo's von Grenaa nach Varberg. Die Überfahrt dauerte zwar eine ganze Zeit lang, aber die Vorfreude war groß. Das erst Mal mit dem Rad durch Schweden. Mein Plan war eigentlich, mit der Fähre von Fredrikshaven nach Göteborg überzusetzen und dann den Kattegattleden bis Helsingborg runterzuradeln. Nun ist es nur von Varberg bis Helsingborg auf dem Kattegattleden.
Außer zwei andere Radreisende, fuhren fast nur Womo's von Grenaa nach Varberg. Die Überfahrt dauerte zwar eine ganze Zeit lang, aber die Vorfreude war groß. Das erst Mal mit dem Rad durch Schweden. Mein Plan war eigentlich, mit der Fähre von Fredrikshaven nach Göteborg überzusetzen und dann den Kattegattleden bis Helsingborg runterzuradeln. Nun ist es nur von Varberg bis Helsingborg auf dem Kattegattleden.
Bei der Ankunft suchte ich das rote Schild "Kattegattleden" und fuhr noch einige Minuten bis zum Campingplatz in einem südlichen Vorort von Varberg. Gegen halb 8 abends erreichtet ich ihn. Bei der Rezeption war niemand mehr und so fragte ich andere Gäste auf dem Campingplatz wo der Zeltplatz wäre. Da hinten konnte ich raushören, also hin und aufbauen. Essen kochen, duschen und den Abend ausklingen lassen war angesagt.
Tagesetappe: 18,8 km - Gesamt: 96,8 km
Tag 4 - 13.08.19
Ich bin wieder mal früh raus aus den "Federn", das obligatorische Müsli-Frühstück, den Kaffee und dann ging alles doch recht zügig. Ich bin vom Platz, die Nachbarn schliefen noch (eine Familie mit 4 Kindern aus Baden-Württemberg). Die Schmerztabletten musste ich aber weiterhin einnehmen, sonst geht garnichts. Ein kleines Stück ging es über die Dörfer um dann für eine längere Zeit auf der Hauptstraße ohne Radweg zu fahren. Ich fahre ja nicht gerne neben dem ganzen Verkehr, aber hier ging es. Kurz vor Morup zweigte der Kattegattleden rechts ab zum Meer. Im Ort Glommen fuhr ich den hiesigen Supermarkt an und besorgte mir 2 Sandwiches und etwas zu trinken.
Der Weg bis Falkenberg war sehr entspannt und bei einigermaßen gutem Wetter auch auszuhalten. Es folgten schöne Brücken, elegante Häuser in Schwedenrot und weite unbebaute Flächen am Meer. Platz für die ganze Vogelwelt. Eine große nordöstliche Schleife musste ich radeln um an einen besonderen Ort zu gelangen. Boberg mit seiner Wassermühle.
Der Weg schlängelte sich aber bald wieder Richtung Meer und die letzten Kilometer für heute werden in Angriff genommen. Ich suchte mir in einer App noch den nächsten Supermarkt und kaufte mir mein Abendessen. Dann fuhr ich noch bis Haverdal und buchte mir ein Plätzchen auf dem Campingplatz. Ich kochte mir mein Abendessen, trank noch ein Bier und las, bis mich die Müdigkeit übermannte und ich in den Schlafsack kroch.
Tagesetappe: 69,7 km - Gesamt: 166,5 km
Tag 5 - 14.08.19
Ich war wieder mal früh wach, teils weil ich ausgeschlafen habe und teils wegen der Schmerzen im rechten Bein. Ich frühstückte, meine Nachbarn waren noch nicht wach, aber es rührte sich schon was. Eine ganze Horde Stare machte es sich mir gegenüber gemütlich und suchten Krümel bei der anderen Gästen, die gestern abend dort gegessen haben.
Gegen 9 Uhr saß ich schon auf dem Rad und fuhr vom Campingplatz. Neben der Hauptstraße auf einem separaten Radweg ging es bis Gullbrandstorp um dort rechts Richtung Meer abzuschweifen. Gemütlich radelte ich bis nach Halmstad hinein und suchte mir am Nissan, Fluss der in Halmstad in die See mündet, einen gemütlichen Platz für eine Pause.
Ich fuhr weiter, aus der Stadt hinaus um bei einem Supermarkt mein Mittagessen zu kaufen. Über sehr schön angelegte Radwege fuhr ich, von meinem Navi gelotst bis zum Netto. Dort traf ich ein Ehepaar die auch mit dem Rad unterwegs waren. Man kam ins Gespräch und landete, wie so oft, beim Thema navigieren auf dem Fahrrad. Wie auch immer, ist es doch interessant zu erfahren wie andere es machen. Ich kaufte also ein und fuhr auch bald weiter. Ich fuhr ein Stück hinaus und suchte mir ein ruhiges Plätzchen und aß mein gekauftes. Bei der Weiterfahrt kam ich durch ein schönes, autoverkehrsfreies Heidegebiet. Für mich immer ein schönes Erlebnis, die Düfte die Ruhe und alles eben.
Das Wetter sah hier noch gut aus, aber über dem Meer braute sich irgendetwas zusammen. Mein nächster angepeilter Campingplatz lag hinter Bastad, also fuhr ich ohne großartige Pausen zu machen nach Bastad. Dort suchte ich vergebens nach einem Supermarkt, na dann eben nicht dachte ich und fuhr nun bis zum Camping. Es tröpfelte schon leicht, aber ich kam bis zum Platz, erst dort als ich bei der Rezeption war regnete es richtig. In einer Schauerpause rollte ich mein Rad bis zu dem angewiesenen Platz. Ich bekam dort bei der Anmeldung auch noch etwas zu essen, Milch für den nächsten Morgen und ein Bier. Nun saß ich erstmal regengeschützt unter einem Dach und wartete ab. Ich kochte mir eine Suppe in der angerenzenden Küche die jeder benutzen durfte. Genial! Irgendwann, nach etwa 2 Stunden wurde das Wetter besser und ich baute mein Zelt auf. Ich ging noch etwas spazieren am Meer und las dann im Zelt bis ich müde genug für die Nacht war.
Tagesetappe: 70,7 km - Gesamt: 237,2 km
Tag 6 - 15.08.19
Guten Morgen sagte zwar niemand zu mir, aber dann ich mir selbst. Eine weitere Nacht mit Schmerzen, aber der Weg und das Ziel... da war doch was!
Aufwachen, Toilette, Kaffeewasser aufsetzen, Müsli einweichen... das Ritual am Morgen.
Normalerweise sitze ich jetzt auf meinem Helinox Chair One, aber erstens steht mein Zelt neben einer Bank mit dazugehörigen Tisch, der Boden ist pitsche patsche nass, ich würde mit dem Stuhl bis zum Anschlag einsinken im Matsch.
Die Bank ist auch komplett durchnässt, also im stehen und teils im sitzen im Zelt. Irgendwie wissen wir Zelter uns doch zu helfen. Um viertel vor 10 bin ich abfahrbereit, winke den Nachbarn und der Besitzerin des Campingplatzes einen letzten Gruß zu und fuhr zum nächsten Abenteuer. Nach wenigen hundert Metern ging es steilbergan und ich strampelte was das Zeugs hält. Irgendwann ist oben, wie immer. Ich kürzte den ausgeschilderten Weg des Kattegattleden etwas ab und fuhr auf direktem Weg nach Segelstorpsstrand. Das Wetter ist heute so lala, viel Wind, noch kein Regen. Das änderte sich aber schon bald. Es sind an diesem Tag nur 2 Fotos entstanden.
Es gibt so Tage die man nicht zählen mag, heute ist so einer. Nicht gut geschlafen, halbe Nacht mit Schmerzen rumgewälzt. Dann heute ein mächtiger Gegenwind, und zu guter letzt auf noch heftiger Regen. Ich bin noch durch Ängelholm gefahren, hatte mich frustriert auf irgendeine Bank gesetzt und mit dem Gedanken gespielt doch alles abzubrechen und irgendwie nach Hause zu kommen.
Oh nee, bloß nicht aufgeben, ich bin also weiter. Aber zu einem Campingplatz oder ähnlichem bin ich nicht mehr gekommen. Ich suchte mir einen Schlafplatz bei Airbnb. Ich bin dann nach Fleninge gefahren und dort übernachtet. Gut und teuer gegessen und bin pharmazeutisch versorgt worden. Ibus und Bepanthen sind nun meine ständigen Begleiter, wir sind nun per Du.
Tagesetappe: 60,7 km - Gesamt: 297,9 km
Tag 7 - 16.08.19
Das Frühstück war jetzt nicht gerade üppig, also für Radler waren die Leute nicht vorbereitet. Der Kaffee, ähmm eher eine Brühe. Naja, Hauptsache ich hatte einen trockenen Schlafplatz. Auf alle Fälle 100 Euro weniger auf dem Konto.
Ich schwang mich auf mein Koga und fuhr wieder Richtung Kattegattleden. Ein kurzes Stück konnte ich noch fahren, dann am Bahnhof der Stadt war die Route zu Ende. Der Kattegattleden führt nur von Göteborg bis Helsingborg und auch in die Gegenrichtung. Ab hier wollte ich den Weg, mit dem wunderschönen Namen Fjärilsleden "Schmetterlingsweg" nehmen.
Ich hatte mir den Weg schon auf das GPS Gerät geladen und fand dann schnell den passenden Weg. Ich habe aber keine Schilder mit dem Namen gefunden, eher eine Bezeichnung mit "Sydkustleden". Ich fuhr etwas durch Helsingborg und radelte weiter Richtung Malmö. Hier in der Stadt fand ich auch diese unnötigen Roller, aber nicht in Fahrt sondern überall rumliegend.
Welch eine doofe Erfindung.
Ich kam dann ziemlich nah ans Meer und sah die Fähren zwischen Helsinggör und Helsingborg hin und hertrudeln. Igerndwie wollte ich nur den Tag rumkriegen und fuhr einfach drauflos. Tabletten über Tabletten schob ich in mich hinein um irgendwie über die Runden zu kommen. Leicht benebelt kam ich in Karlskrona an und sah dies:
War das wirklich so, oder sollte ich die Ibus mal langsam weglassen?
Ich fuhr noch bis kurz vor Malmö, nämlich bis Lomma und kehrte dort auf dem Campingplatz ein. Ich kaufte vorher noch mein Abendessen und Trinken und ruhte mich aus, für den letzten Tag in Schweden. Ich lief am Abend zum Strand und machte noch einige Fotos zur Erinnerung.
Tagesetappe: 74,3 km - Gesamt: 372,2 km
Tag 8 - 17.08.19
Tagesetappe: 74,3 km - Gesamt: 372,2 km